Einkaufen & Besuch beim Ekmek in der Türkei

Backwaren findet man in der Türkei wie in der Schweiz in fast jedem Supermarkt. Anstelle Coop, Denner usw. nennen sich diese A101, SOK oder Migros. Du hast richtig gelesen, Migros ist mit mehr als 1‘500 Standorten die grösste Supermarktkette in der Türkei. Die Kopie gibt es seit 1954, Gottlieb Duttwiler persönlich gründete die Länderniederlassung in der Türkei. Die Geschäfte starteten als Tochterunternehmen der Migros Schweiz, seit 1974 ist Migros Türk unabhängig.

Als Velofahrer kann man nicht sehr wählerisch sein, resp. man fährt i.d.R keine Extrakilometer um einzukaufen. Falls aber möglich, bevorzugen wir das Migros. Nicht vor lauter Heimweh, sondern weil es dort nicht ganz so chaotisch ist, wie in den anderen Geschäften. Natürlich auch, weil es Pesto gibt – für uns das Gold im Glas. Ansonsten ist es herausfordernd Saucen zu kaufen, ausser etwa zehn verschiedene Arten Tomatenpüree.

In diesem Blog-Beitrag möchte ich erzählen, wie und wo wir unser Brot einkaufen. Tönt recht unspektakulär, ist es eigentlich auch. Trotzdem sind schon unzählige schöne Begegnungen entstanden. Wie im Alltag gibt’s auch bei uns eine Art Essens-Routine. Zum Frühstück verzehren wir meist Müesli. Die Joghurt Menge steigerte sich anfangs von 400 auf 800 gramm. Nun sind wir solid bei 500 gramm, was uns mit einer ordentlichen Portion Früchte und Haferflocken bis zum Mittag satt hält. In 90% der Fälle gibt’s dann etwas vom Ekmek, dem Türkischen Bäcker.

Anders als in der Schweiz bietet dieser nicht 327 Spezialbrote, drei Sorten Cremeschnitten und 34 verschiedene Stückli an, sondern seine Spezialität beschränken sich auf ca. fünf Sachen. Es gibt das klassische Weissbrot, die Einheimischen verzehren das in rohen Mengen, als Beilage zu fast allem. Dann gibt es 2-3 verschiedene Brötli, der Teig ist lieblich, fast identisch wie unser Züpfenteig. Bei den Brötli ist es immer ein Pokern, es kann gefüllt sein mit Luft und Liebe, oder aber auch mit richtig viel Material – wo du danach eine Weile nicht mehr ans Essen denkst. Und dann gibt’s noch so Ringe, Bagel ähnlich. Und ja das wars. Natürlich gibt’s auch die Kombi Bäckereien, Börekcsi, dort gibt’s noch Börek und Pide.

Heute gab es wieder einmal eine lustige Begegnung. Wir sind keine 100 km mehr von Ankara, der Hauptstadt entfernt. Wir haben uns entschieden daraus zwei Etappen zu machen, weil es noch über 1‘000 Höhenmeter zu fahren sind und wir es verhindern wollen halb Tod in Ankara anzukommen. Aus diesem Grund nahmen wir es gemütlich, nach ca. 20 km erreichten wir ein Dorf wo wir Mittagessen und Abendessen einkaufen wollten. Der Ekmek-Duft strömt uns in die Nasen und wir stellen die Räder vor dem Laden ab.

Wir betreten das kleine Geschäft und verschaffen uns einen Überblick. Domi und ich „rateburgern“ kurz, von jedem eines ist das Resultat. Beim Ekmek kann eigentlich nie jemand englisch. Wir zeigen immer auf das was wir wollen und dann ein Zeigefinger nach oben. In den meisten Fällen funktionierts. Manchmal passiert es auch, dass wir in der Hitze des Gefechts zu viel bestellen – Man sieht es jeweils nicht was sie alles einpacken.

Die Verkäuferin war wie immer irritiert. Ihr Blick sagte uns: Ihr wollt nur eines? Normalerweise kaufen die Leute 10 Brote, 30 Ringe usw. Brav befolgte sie aber unseren Wunsch und wir nahmen die „Beute“ entgegen. Wir bestellten noch gerade „Eki Cay“, also zwei Tee’s. Wir haben’s ja nicht pressiert heute. Domi gönnt sich noch ein Znüni Brötli. Weil wir nicht verstehen, was der Spass kostet, streckt Domi mal 30 Türkische Lira entgegen. Das Gefühl war richtig, es gab 5 Lira zurück. Das heisst wir haben ganze 25 Lira ausgegeben für Tee und eine Tüte voller Gebäck. Umgerechnet sind das 1.50, Domi sagt immer das er mir jetzt dann den Geldhahn abdreht, wenn ich so teuer einkaufe 😉.

Wir setzen uns draussen hin und keine 2 min später bringt uns der Ekmek-Chef noch zwei Aprikosen-Säftli. Er zeigt auf die Steigung Dorf auswärts und nickt freundlich. Wir bedankten uns und freuten uns über das kühle Getränk. Wenige Minuten später kam der Chef erneut mit einem prall gefüllten Börek-Teller. Sehen wir so hungrig aus, frage ich mich. Börek geht eigentlich immer, dieses Mal musste ich aber passen. Domi rettete die Situation, er opferte sich und ass alles auf. Ein Geschenk ist ein Geschenk.

Nur ein Cay ist bekanntlich keiner, so gehe ich noch einmal in den Innenraum und bestellte noch zwei Cay‘s. Als ich mit den Tee’s zurückkam und noch ein grossen Teller Maulbeeren (Karadut) brachte sagte Domi, was ich wieder gemacht hätte. Ich habe ihm erklärt, dass ich das dreimal ablehnte, dies aber nicht akzeptiert wurde.

Fazit: Brot ist in der Türkei etwas, was sich jeder leisten kann. Die Einheimischen freuen sich, wenn wir die lokalen Spezialitäten ausprobieren und wir geniessen die spontanen Begegnungen und die meist noch warmen Backwaren zum Mittagessen.

Tipp von uns: Pide und Börek sind am besten, wenn sie frisch sind. Also besser nicht To Go kaufen, sondern gerade vor dem Geschäft verzehren. Hat auch den Vorteil, dass man gerade noch mehr bestellen kann. Bei den Brötli heisst „sade“ leer, also nature. Wenn du nicht auf Überraschungen stehst, ist „sade“ dein Code-Wort. Ansonsten einfach von allem eines und du machst nichts falsch.

Afiyet olsun (Guten Appetit auf Türkisch)

Rebi Juni 2022