Das Abenteuer startet – Villarrica Traverse Teil 1
Ende Dezember erreichten wir mit unserem Pantera Blanco unser erstes Etappenziel, das Dorf Pucón. Der kleine touristische Ort ist bekannt für Outdoor-Aktivitäten und wir freuten uns auf einige Wanderungen. Im speziellen interessierten wir uns für die Mehrtageswanderung „Villarica Traverse“. In diesem Blog erzähle ich von der Vorbereitung, quasi einen Einblick in die Trekking-Welt von Rebi & Domi. Auch lernt ihr Corry & Mike kennen, ein Schweizer Paar das ein paar Wochen vor uns auf Weltreise gestartet ist. Viel Spaß beim Lesen.
Corry & Mike, auch bekannt unter ontheway.ch kannten wir bisher nur via Instagram. Weil wir beinahe zeitgleich mit den Tourenvelos in die weite Welt aufbrachen, verfolgten wir gegenseitig unsere Abenteuer und so war es nicht erstaunlich, dass wir beim ersten Treffen in Pucon das Gefühl hatten einander schon ewig zu kennen. Der Austausch war bereichernd und wir hatten einander viel zu erzählen. Das Ganze nahm seinen Lauf, am Abend aßen wir Pasta & tranken Bier und erzälten uns Räuber-Geschichten bis spät in die Nacht. Als Folge schliefen wir auf dem Besucherparkplatz in unserem Pantera Blanco.
Silvester stand vor der Türe und wir beschlossen gemeinsam ins 2023 zu hüpfen. Domi und Ich hatten einige „Lasten“, die wir vor dem Jahreswechsel noch abarbeiten wollten. Um die sonst schon mühsamen PC-Arbeiten so angenehm wie möglich zu gestalten, entschieden wir uns auf einen Camping zu gehen. Dieser war zwar überteuert, dafür war das Internet halbwegs stabil.
Nebst der Fotosicherung, Monatsabrechnung und einigen Telefonaten versuchten wir Informationen über die Mehrtageswanderung „Villarica Traverse“ zu finden. Das Worldwideweb gab kaum etwas hilfreiches preis, so blieb uns nichts anderes übrig als ins Touristenbüro zu fahren, um an Infos zu gelangen. Dort erhielten wir eine mehr schlechte als rechte Karte, wo eine durchgehende Linie aufgezeichnet war. OK- Challenge accepted!
Nüchtern betrachtet hatten wir schlichtweg nicht genügend Informationen, um eine solide Planung zu tätigen. Ich sage es immer wieder, Reisen lässt einem flexibel werden und so starteten wir trotzdem mit den ersten Überlegungen.
Weil schon der 31. Dezember war und wir am 1. Januar loswollten, teilten wir die Aufgaben. Nicht lange dauerte es, bis wir merkten, dass ein Tag Vorbereitung nicht ausreicht, also schoben wir unseren Abmarsch auf den 2. Januar.
Während Domi sich die Karte anschaute und die Strecke in sinnvolle Etappen teilte, kümmerte ich mich um die Essensplanung. Der letzte richtige Mehrtagestrek war der Damavand im Iran. Bei diesem Abenteuer waren andere Überlegungen notwendig, sodass ich nicht auf etwas zurückgreifen konnte. Ich wusste zwar, was es in den chilenischen Supermärkten in den Regalen hat, aber mein Kopf konnte die Brücke zwischen einem normalen Reisetag und einem Trekkingtag nicht machen. Du kennst das wahrscheinlich auch, wenn du etwas tust und noch während dem Machen merkst du das es Bullshit ist. Domi saß mir gegenüber und war mit anderen Dingen beschäftigt, Bsp. prüfte er die Abstände zwischen den Flüssen um die Wasserversorgung sicherzustellen. Als hätte es geholfen schüttelte ich ein paar Mal meinen Kopf, in der Hoffnung das sich meine Gedanken ordnen würden. Ich zeichnete eine Art Stundenplan, um die Menüs abzufüllen. Das empfehle ich immer, so hast du einen Überblick und verrechnest dich nicht.
Domi meinte, dass wir die Traverse in drei Tagen wandern und dazu noch einen Loop dazunehmen. Für mich als Food-Chef hieß das im Umkehrschluss Planung für vier Tage. Viermal Porridge fürs Frühstück, bei den Früchten machte ich einen Abstrich um das Gewicht zu reduzieren.
Das Abendessen war auch zügig notiert. Pasta, Tortellini… solche Menüs kennen wir vom Radfahren bestens. Beim Mittagessen war es schwieriger. Für den ersten Tag konnten wir noch Eier kochen und Kartoffeln gschwellen als Lunch. Nichts geht über Eier und Gschwellti! Für die restlichen Tage schrieb ich Brot & Sauce auf, Käse ist hier nicht der Hit und sonst fiel mir nichts Gescheites ein, das alle Anforderungen erfüllt. Leicht, nahrhaft, überlebt die Wärme…
Mein Ergebnis präsentierte ich Domi. Wir waren beide unsicher, was wir beim Lunch noch dazu nehmen wollten, und entschieden im Supermarkt spontan zu schauen. Die Geschäfte hatten am 1. Januar geschlossen, so fanden wir uns zum Jahresende zwischen hunderten panischen Leuten, die ihre Neujahrseinkäufe tätigten. Es war nerven zerrend. Hätte uns eine Außenstehende Person zugehört hätte sie gedacht wir spinnen. „Komm wir nehmen noch Couscous, braucht nicht viel Wasser und Benzin im Verhältnis zur Menge“. „Nimm das im Karton und nicht in der Konserve, dass gibt weniger Abfall.“ „Für zweimal Porridge nehmen wir Milch, ansonsten leiden wir uns“. Solche und andere Sätze warfen wir uns von weitem zu und beendeten unseren Einkauf nach langem anstehen an der Kasse.
Am 1. Januar beschäftigten wir uns nicht mit dem Trek und so packten wir erst am Abmarsch-Tag unsere Rucksäcke. Um einen Überblick zu haben legten wir alles aus, auf dem Gästeparkplatz von Corry & Mike 😉. Dieser Moment erfordert jeweils höchste Konzentration, etwas essentielles zu vergessen könnte den Trek gefährden. Mit Adlersaugen prüften wir rasch die Auslegeordnung des anderen. Ich nickte, nach mir waren wir komplett.
Ich bat Domi mir beim Rucksack packen zu helfen, er ist der absolute Pro im Packen. Jeden Millimeter nützt er und auch dieses Mal hatten wir zwei perfekt geladene Rucksäcke. Und nicht nur das, das Ganze ist immer überlegt – Alles wichtige ist schnell zugänglich. In meinem Hüftgurt war sogar eine Packung M&M’s, dass muss Liebe sein. 😉
Es war schon nachdem Mittag als wir uns auf den Weg machten. Der Trek startete offiziell beim Skizentrum, welches 13km oberhalb von Pucon war. Um zum Nationalpark-Eingang zu gelangen war Hitchhiken die sinnvollste Option. Ansonsten hätten wir das Auto mehrere Tage unbewacht irgendwo stehen lassen müssen. Die restlichen 8km bis zum Skizentrum könnten wir dann noch zu Fuss zurücklegen.
Ich stellte mich vor Domi and die Straße, erfahrungsgemäß eignen sich Frauen fürs Hitchhiken besser. Meine Sonnenbrille zog ich ab und setzte mein nettestes Lächeln auf. Und Zack, da hielt ein Pickup. Der Mann am Steuer musste am Skilift Wartungsarbeiten vornehmen und so fuhr er uns weiter als erwartet. Zum Skizentrum war es dann nur noch etwa 5km.
Das Skizentrum-Gebäude war in einem heruntergekommenen Zustand und auf der Terrasse war jemand am Streichen. Ich hatte mir das ganz anders vorgestellt. Mehr wie die Marbachegg, wo ein kleines Restaurant heisse Schoggi und Nussgipfel verkaufen würde. Einmal mehr realisierte ich wie unnütz es ist sich im Vorfeld tausend Gedanken zu machen.
Der aufkommende Wind wehte an unsere verschwitzten Shirts. Entschlossen näherte ich mich dem Büetzer auf der Terrasse. Meine Mission war ein Schlafplatz im Innenraum zu erhalten, ein Blick an den wolkenverhangenen Himmel bekräftigte mein Vorhaben.
Zuerst konnte er nur spanisch, und erklärte mir, dass er nur der Arbeiter sei. Die immer dunkler werdenden Wolken brachten mich dazu hartnäckig zu bleiben. Plötzlich meinte er in Englisch, dass uns erlaubt drinnen zu schlafen. Er erntete ein glückliches GRACIAS!!!
Im Innenraum erwartete uns eine klassische Baustelle, in diesem Moment füllte es sich aber an wie ein temporäres Zuhause. Draußen fing es an zu stürmen und ich konnte nicht genügend sagen wie froh ich war, dass wir ein Dach über dem Kopf hatten. Der Arbeiter offerierte uns sogar seinen Wasserkocher zu brauchen. Es war einer, wo die Heizschlange mit Wasser in Berührung kommt – Normalweise nicht meine liebsten Geräte. Aber die Chance eine Flasche heißes Wasser zu füllen für eine improvisierte Bettflasche ließ ich mir nicht entgehen. Während Domi am Zähneputzen war, fand er noch eine Karte und wollte für kurze Zeit gerade die Baustelle übernehmen.
So neigte sich der Anreise-Tag annehmlich dem Ende zu und so auch Teil 1 dieses Blogs. Das zwischenzeitliche Fazit ist, dass es immer Energie, Zeit und Nerven kostet auf einen Mehrtages-Trek zu starten. Aber wenn man gestartet ist, ist es eines der tollsten Dinge, die man meiner Meinung in der Natur machen kann. Alles was man braucht auf dem Rücken zu tragen und dabei mitten in der einsamen Natur sich sportlich zu betätigen ist für mich eines der erfülltesten Dinge der Welt. In der Galerie habe ich für dich ein paar Fotos eingefügt damit du dir das Ganze vorstellen kannst. Falls du wissen möchtest, wie unser Trekking-Abenteuer weiterging empfehle ich dir den Teil 2.
Rebi, Januar 2023
Super das ihr M& C troffe händ 🙂 weiterhin gueti Reis, blibed gsund 🙂