Ausversehen in der Kriminalanstalt
Die vierzehn Tage Ferien in Schweden, bei Domis Familie, genossen wir in vollen Zügen. Das konntest du im «Wochenheft-Dolce far niente» Beitrag lesen. Rückblickend war es genau das, was wir brauchten. Unsere Abfahrt mit dem Fahrrad planten wir bewusst auf den 2. August, sodass wir am Nationalfeiertag noch einmal zusammen anstossen konnten. Warum wir unsere ersten Kilometer erst zwei Wochen später radelten und wie wir das Gefühl auf dem Sattel empfanden verrate ich dir in den folgenden Zeilen.
Unsere Taschen waren gepackt und die Kleider gewaschen. Psychisch und physisch waren wir für unsere Heimfahrt bereit.
Am vorletzten Abend, wir waren gerade mit dem Abendessen fertig, erhielt Domi eine traurige Nachricht. Er erfuhr, dass sich ein Todesfall ereignete. Das Ganze ist unglaublich tragisch und ich möchte in diesem Blog nicht darüberschreiben. Es ist aber kein Geheimnis, dass Domi daraufhin kurzfristig in die Schweiz flog um für seinen Besten Freund da zu sein. Die Entscheidung dies in diesem Moment zu priorisieren war mehr als richtig. Wir haben anders geplant, aber in solchen Situationen ist alles wichtiger als unsere Reise. Es ist immer noch ein Riesen Privileg unterwegs sein zu dürfen und so ist und war es für uns immer klar, dass wenn es ein Rückflug braucht oder eine ungeplante Änderung kommt dies Platz hat.
Genau wie mir war es auch Domi wichtig langsam in die Schweiz zurückzukehren. Wenn du am Morgen in den Bus steigst und noch am gleichen Tag in der Heimat stehst ist das nicht langsam. Die Eindrücke zu verarbeiten war für Domi herausfordernd und wir wussten beide nicht wie lange er vor Ort sein wird. Schlussendlich vergingen zehn Tage bis zu seiner Rückkehr. Derweil war ich bei Domis Eltern sehr gut aufgehoben.
Ich schreibe das, weil es auf uns einen Einfluss hatte. Die Vorbereitung Ende Juli war ein mentaler Prozess. Sich wiederum zu reduzieren und ins unbekannte aufzubrechen forderte Kraft. Hier meine ich nicht das körperliche, der Körper wird sich schon noch an die Belastung erinnern. Vielmehr ist es der Kopf der bereit sein muss, die Abenteuerlust muss einem unter den Fingernägeln brennen. Mit gemischten Gefühlen sass ich also am 14. August abends am Esstisch und versuchte herauszufinden was mir Sorgen bereitet. Jetzt war Domi ja zurück und es geht los – Eigentlich kein Grund sorgenerfüllt zu sein.
Vor dem Tourenvelofahren hatte und habe ich grossen Respekt. Als aufmerksamer Leser hast du mitbekommen, dass wir uns das letzte Mal im Iran für den Rückversand der Räder entschieden haben. Die Gründe dafür waren vielfältig. Heute weiss ich, dass ich in eine Essstörung gerutscht war und dieser Umstand zu einem grossen Teil zur Änderung des Fortbewegungsmittels führte. Seither ist viel passiert, unteranderem durfte ich viel reflektieren und meine Schlüsse und Massnahmen daraus ziehen. Mit anderen Worten heisst das, dass ich vom ersten Pedaltritt ein anderes Verhalten an den Tag legen muss. Mir war bewusst, dass es von meiner Bereitschaft zur Veränderung abhängt ob wir das Abenteuer, also unsere letzten paar tausend Kilometer, wie geplant fahren können.
Grenzen zu spüren, mental und körperlich, genügend zu essen, Ängsten mit Akzeptanz und Vertrauen zu begegnen und vieles mehr. Diesen Aufbruchsprozess – den ich brauchte – durchlebte ich somit zweimal, deshalb waren meine Gedanken an diesem 14. August abends auch etwas wirr. Ich sagte zu Domi: «Gehen wir wirklich morgen los?». Er bejahte das Vorhaben und gab mir die Sicherheit, dass es morgen losgeht. Entschlossen schaute ich dem Himbeer-Tiramisu «in die Augen» und fasste den Entschluss. Dieses Mal mache ich es gescheiter.
Zufrieden gingen wir vom Haupthaus in unser Glamping-Platz im Autounterstand.
Der nächste Morgen begrüsste uns mit schönem Wetter. Aufgrund der letzten Wochen wussten wir wie trügerisch der schwedische Sommer war und so machten wir es zu unserem Ziel aufzubrechen noch bevor es das erste Mal regnen würde. Nachdem gemeinsamen Frühstück mussten wir uns von Domis Eltern verabschieden. Wie sehr ich Abschiede hasse! Es war traurig und emotional wie immer, der einzige Wehmutstropfen war das wir uns dieses Mal hoffentlich früher wiedersehen werden.
Nun waren es nur noch wir zwei und natürlich unsere Besties Ferrari und Panzer. Routiniert packten wir die Taschen fix fertig und machten die letzten Entscheidungen, was mitkommt und was dortbleibt.
Wir hatten schon bei unserem Aufbruch vor 16 Monaten nicht unnötiges dabei. Ok – Ich gebe zu. Ein umstrittenes Gadget reist im Rackpack mit. Einen Hobel um die Hornhaut zu entfernen. Aber ganz ehrlich, das ist dann auch gerade den einzigen Luxus der mitfährt. Besonders ist mir das aufgefallen, als ich meine persönlichen Gegenstände auslegte. Ein etwas ausgefranstes Zahnbürstli mit Zahnpasta, einen Strähl und ein paar Ohrenstäbli lagen schon fast verloren in meinem Deuter Nessecaire. Krass sich einzugestehen wie wenig man eigentlich braucht!
Ich hatte noch ein anderes Täschli wo ich ein Mascara und ein Puder drin habe. Bei unserem Aufbruch damals war ich der felsenfesten Überzeugung das ich Schminkzeug brauche. Es ist spannend wie ich als eigentlich sture Person gewisse Dinge heute anders sehe. Genauso ist es mit diesem ominösen Schönheits-Täschli. Die Erklärung für meinen Sinneswandel ist gar nicht so schwierig. Sobald du nämlich Makeup verwendest, brauchst du auch Reinigungsmittel. Das braucht wiederum Platz und in je fernere Länder du reist, desto kleiner wird die Wahrscheinlichkeit das du so etwas noch in einem Geschäft findest. Viel gewichtiger ist aber der Umstand, dass ich mich frage wann ich mich überhaupt schminken sollte auf so einer Reise? In Südamerika habe ich keinerlei Schmuck getragen, warum sollte ich also jetzt meinen Wimpern einen Schwung verpassen? Klar, in Europa könnte ich mich für jeden Grenzübergang schick machen, aber bei all dem Wind, Regen, Schweiss… Ist doch alles für die Tonne, wenn man ehrlich zu sich ist. Ich weiss das es Domi gefällt, wenn ich meine Augen etwas betone. Aber er war damals gegen das Schönheitstäschli und bis heute hat er seine Meinung nicht geändert. Er liebe mich auch ohne den ganzen Firlefanz. Schon fast kitschig oder?
Auf jedenfall, packte ich dann noch die halbangebrochene Gesichtscreme ein um das Nessecaire zu füllen. Mit den Worten: «Das wird es richten» rollte ich die Ortlieb Tasche und klippte sie an den Gepäckträger von Ferrari. Als letztes kam noch der Rackpack drauf, dort stich mir die kleine weisse Bettflasche ins Auge. Ich weiss noch genau, als ich mir diese vor Abreise im Aldi für ein paar Franken gekauft habe. Stolz präsentierte ich diese damals Domi in unserer Wohnung in Grossaffoltern. Sogar ein Plüschüberzug mit einer Giraffe zierte die Flasche. Domis Blick werde ich nie vergessen. Er musste nichts sagen, ich nahm ihm die Antwort mit den Worten: «Die kommt mit» ab und so war es beschlossene Sache.
Tatsächlich war dieser Gegenstand einer der meistgebrauchten überhaupt. Es gab einige kritische Momente, besonders in Südamerika, wo ich mehr als froh war über die Wärme. Sogar Domi selbst hat die Flasche kürzlich gebraucht um seinen versteiften Nacken zu entspannen. Item. Als wir fertig gepackt hatten ging es nur noch um absolute Details, zum Beispiel was wir an Grundstock in der Essenstasche dabeihatten.
Weil wir Zauggs nicht noch mehr die Küchenschränke leeren wollten beschlossen wir ein paar Gewürze und Kleinigkeiten beim ersten Einkauf zu besorgen. Das wurde noch zu einer Herausforderung, aber dazu später mehr.
Die Wolken wurden dunkler und dunkler und langsam wurde ich ungeduldig. Mein einziger Wunsch war die ersten paar Meter im trockenen zu fahren. Domi war gleicher Meinung und so trödelten wir nicht weiter rum und zogen die Helme an. Bevor wir los fuhren verabschiedeten wir uns noch von den Gästen im Ferienhaus und dann war es soweit.
In den ersten paar Monaten unserer Fahrradweltreise hatte ich Mühe zu schalten. Natürlich konnte ich von Beginn an schalten, haha, aber manchmal fuhr ich aus Sturheit oder Faulheit leicht «übers Kreuz». Das war auch etwas, was ich dieses Mal besser machen wollte. So schaltete ich bereits bei der Ausfahrt vom Grundstück runter. Ganz ehrlich, das war auch nötig, weil sich die Anstrengung in den Oberschenkel schon bemerkbar machte.
Wir fuhren auf der Schotterpiste in Richtung Westen und kaum waren wir ausser Sichtweite tönte Domis Velo als wäre es kurz vor fertig. Es knackste und quietschte bei jedem Tritt. Ich musste laut lachen, was zur Hölle war das. Domi war es nicht zum Lachen, hatte er doch noch sein Schutzblech repariert und in diesem Zug alles sauber gewartet.
Ist unser Abenteuer zweihundertmeter nachdem Start schon zu Ende? Keine Angst, dazu hatte Domi zu viele Veloflick-erfahrung gesammelt und so fand er schon nach kurzer Zeit den Übeltäter. Das Problem waren die Bremsen die aufeinanderdrückten. Das Ganze passierte als das Velo am Vorabend ausversehen noch umfiel.
Ein Fahrrad ohne Geräusche ist wie eine Kasse ohne anstehen, einfach friedvoll und schön.
Vor einiger Zeit haben wir uns an den Tisch gesetzt um Recherche Arbeit über unsere künftige Route zu betreiben. Es war uns wichtig eine Route zu haben, da dies unterwegs einiges erleichtern kann. Leider mussten wir unser Vorhaben abbrechen. Abbrechen tönt so hart, aber tatsächlich war es für uns zu schwierig bei allen Unvorhersehbaren Dingen unterwegs Tagespläne zu erstellen. Vielleicht wollten wir, oder waren wir einfach noch nicht bereit für Struktur.
Zum Glück hatten wir zumindest eine Idee, nämlich in Richtung des 120km entfernte Dorf Falun zu fahren. Mit dem Auto hatten wir immer etwas essbares in den Boxen und auch der Wasservorrat war meist bei 15-20l. Sich jetzt umzugewöhnen auf weniger brauchte seine Zeit. Nach 3km stoppten wir und schauten einander an. «Wann können wir eigentlich das nächste Mal essen einkaufen?» Ein essentieller Punkt, den wir vor lauter Euphorie fast vergessen hätten. Nach einem Blick auf die Karte konnten wir es nicht mit Sicherheit sagen und beschlossen einen Umweg zu fahren um noch Grundstock einzukaufen.
Als wir die Räder vor dem Laden abstellten warnte uns das Wetter schon mit grossen Tropfen. Ein Vorspann auf das was noch kommen könnte. Gekonnt verdrängten wir das und gingen ins Geschäft. Von nun an waren es andere Gedanken die uns beim Einkaufen begleiten werden. Es macht in vielen Belangen ein Unterschied ob du zu Fuss, auf zwei oder vier Rädern unterwegs bist. Das Verpackungsgewicht zum Beispiel ist ein stark unterschätztes Detail. Jetzt wo ich das schreibe sind wir schon ein paar Wochen unterwegs. Zugegeben wir haben uns nach ein paar Tagen eine Erdnussbutter im Glas gekauft. Ein dickwandiges Glas ist sicher nicht das gescheiteste, aber ein bisschen Genuss ist auch wichtig.
Am ersten Nachmittag fuhren wir nur noch etwas über 50km.
Als wir der Meinung waren das es genug war für den Start, schauten wir uns um. Weit und breit kein Wasser in Sicht. Es ist für uns wichtig, dass wir bevor wir das Nachtlager aufschlagen können noch die Wasserflaschen auffüllen können. Rechts neben uns war ein See mit einem potenziellen super Platz. Es hatte sogar einen Schelter, um den unbeständigen Wetter die Stirn zu bieten. Von weitem sah ich ein rotes Boot das angelegt war. Auch ein Gartenzaun war erkennbar. Das liess uns vermuteten, dass dort ein Wohnhaus steht.
Domi sammelte schon eifrig Feuerholz für ein Lagerfeuer und ich ging los um nachzusehen was dort war. Nicht weit musste ich fahren und schon stand ich vor einem Grundstück, von Wald umgeben. Vorsichtig fragte ich den Mann der gerade rauskam, ob er Englisch spricht. Gedanklich war ich noch in Südamerika wo die wenigsten Englisch sprachen oder auf diese Frage prinzipiell mit einem NO antworteten.
Ganz erstaunt war ich über die Antwort des Mannes. Er meinte nämlich, dass er nicht so gut spricht aber er es versuchen kann. Über diese Bereitschaft war ich mehr als glücklich und eine Verständigung klappt immer, wenn beide Parteien gewillt sind. Beiläufig fragte ich, wem das rote Boot gehört. Hihi natürlich nicht ohne Hintergedanken, mit dem Boot käme man nämlich auf eine Insel… Dort zu zelten wäre auch frech gewesen.
Der Mann erklärte mir klipp und klar, dass das sein Boot ist. Sein Grundstück und sein Haus. Das war gar kein Problem für mich, war nur eine Idee. Er senkte seine Stimme und sagte in Englisch: «Es gäbe hier drei Klassen Menschen, er sei Klasse 3. Aber sie seien nicht böse.» Verunsichert schaute ich ihn an. Was war das für eine Aussage? Eine Warnung? Er und seine Frau sahen jetzt nicht wie Gefährliche Menschen aus. Mehr wie zwei im waldlebende Normalos. Ich studierte nicht mehr länger über diesen komischen Satz und fragte für Wasser.
Er sagte mit einem verschwörerischen Unterton, dass wenn ich mit dem Velo weiterfahren würde, ich dort richtig gutes Wasser finden würde. Ich fragte, wie weit den diese «super Qualität» entfernt wäre. Er konnte es mir nicht genau sagen und eigentlich hatte ich auch keine Lust auf Wassersuche.
Ich fragte, ob er den sein Wasser aus dem Hahnen nicht trinken würde. «Doch, doch», aber das andere sei halt besser. «Rück dein Wasser jetzt raus und nerv mich nicht» dachte ich, aber ich riss mich am Riemen und meinte in einem netten Ton, dass ich sehr gerne von seinem Wasser nehmen würde. Ich weiss das war ein bisschen unehrlich. Aber wenn ich so zurückdenke wie viele unzählige Liter fragwürdiges Wasser wir in Südamerika tranken… Da sind wir schon zufrieden, wenn die Farbe klar ist.
Ich verabschiedete mich und lächelte nur als er mich fragte wo wir den schlafen würden. «Im Wald an einem Ort». So ganz genau musste er es nicht wissen dachte ich mir.
Ich erzählte Domi vom Gespräch. Er hatte Recht, als er sagte, dass ich mich mal erinnern soll an all die komischen Begegnungen wir auf unserer Reise schon hatten. Das waren sicher sehr liebe Leute, wahrscheinlich kam dort halt selten bis nie jemand vorbei. Eine mögliche Erklärung für das mysteriöse Verhalten der Menschen bekamen wir später noch.
Aus dem angedachten romantischen, knirschenden Feuer wurde dann nichts mehr, das Holz war zu feucht.
Unser erster Outdoor-Abend wurde dann noch von regen begleitet. Aber das geschenkte Pack Schweizer Hörnli machten alles wieder weg. Auch kamen wir wiedermal mit dem umstrittenen Geschmack von Aromat in Berührung. Mit dem Essenspacket von unseren Freunden fühlten wir gerade ein Stück Heimat. Merci Burkis!
Glücklich und zufrieden schliefen wir ein. Um halb acht abends versteht sich, eine halbe Stunde vor der offiziellen Velofahrer-Mitternacht.
Am nächsten Morgen fuhren wir zuversichtlich in die Richtung der «Super Qualität Wasserstelle» die mir am Vorabend von den Waldmenschen empfohlen wurde. Unsere Blicke schweiften umher auf der Suche nach dem angeblichen Schild. Wir suchten am Waldesrand nach einem Schild oder einem Bild. Nichts kam und schon waren wir an der Kreuzung wo wir rechts abbiegen mussten. Gemäss der Karte tauchten wir mit diesem Richtungswechsel in den totalen Schwedischen Busch ab. Keine Menschen heisst meist auch kein Wasser und Flüsse gab es dort auch nicht zuhauf. Uns blieb nichts anderes übrig als etwas weiter geradeaus zufahren, weil wir dort eine Häusergruppe sahen.
Wie zwei absolut Blauäugige fuhren wir in den kleinen Ort mit dem Namen Gruvberget. Wir sahen ein Schild «Kriminalvärden» und ein paar Polizisten. Immer noch nichtsahnend fuhren wir weiter und schauten uns neugierig um. Rückblickend hätten uns die Anzahl an Polizisten im Verhältnis zu den Gebäuden schon stutzig machen sollen. Aber es gibt viele Gründe weshalb sich ein paar Polizisten an einem Ort aufhielten. Ein gutes Kaffee zu Beispiel 😉
Wir waren extrem fehl am Platz, dass wurde uns dann mehrmals erklärt als die Polizisten auf uns aufmerksam wurden. «Was wir den hier machen» wurden wir schon fast entsetzt gefragt. «Wasser suchen» unsere Antwort. Endlich klärte uns einer auf. Wir standen mit Ferrari und Panzer inmitten einer Kriminalanstalt. Es war nicht der richtige Moment um noch weitere Fragen zu stellen. Kennst du das Gefühl, wenn du an einem Ort bist wo du eigentlich nicht sein solltet? Spätestens seit dann kennen wir das und nahmen die gefüllten Flaschen dankend im Empfang um anschliessend so schnell wie möglich die Fliege zu machen.
Während wir in die Pedale traten um den Ort schnell zu verlassen schauten wir das Ganze, also die Gegebenheiten mit ganz anderen Augen an. Die Gebäude hatten schon nicht viele Fenster und auch sonst war alles sehr steril. Wir waren schon fast wieder ausser Sichtweite des ganzen als uns ein Polizist noch einmal stoppte. Er meinte, dass es ausserhalb des Wyler ein Schild gab das man da nicht durchsollte. Ach was du nichts sagst…? Wir entschuldigten uns zum zehnten Mal und fuhren weiter. Neugierig suchten wir nachdem Schild. So eines sahen wir nicht, vielleicht war das auf der anderen Seite angebracht. Heimlich habe ich ein Foto gemacht, man sieht aber nur ein paar Gebäude.
Später googelten wir und lasen: Gruvberget ist eine Einrichtung mit bis zu 61 Plätzen in der Sicherheitsklasse 3. Das Kriminalinspektorat ist auch dort. Mehr gibt das Internet nicht preis, aber das erklärt auch den komischen Satz vom Herrn letzten Abend. Er lebt nämlich nur etwa 2 Kilometer davon weg.
Wir waren froh als wir die Gegend hinter uns liessen und östlich fuhren. Es war keine gefährliche Situation, aber in diesem Moment hatten wir ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Meistens ist das so, wenn man zum Zeitpunkt des Geschehens nicht genau weiss was vor sich geht. Die Landschaft wurde grüner und ich startete mein Bluetooth um den Kopfhörer zu verbinden.
Die Stille war einerseits angenehm und erholsam, anderseits brauchte ich in den ersten Tagen immer mal wieder eine Ablenkung in der Form eines Podcast. Nicht um vor meinen eigenen Gedanken zu fliehen, sondern um den Prozess der Selbstreflexion und des voll ankommen bei sich langsam anzugehen.
In den nächsten Tagen radelten wir weiter und erreichten schon bald Falun. Danach gings weiter bis Mariestad. Jeder Tag bisher ist auf seine eigene Art ein Abenteuer und wir geniessen unsere Heimreise bis jetzt sehr.
Rebi, Oktober 2023