Alpenpässeweg (Etappe 9-16)

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Herrlich am Morgen aufzustehen, kein kühles erwachen im Schlafsack, kein nasses gras beim Morgenessen usw. In der Hütte zu Übernachten bedeutet viel weniger zu tun zu haben als im Zelt. Das fühlt sich toll an.

Frisch gestärkt machen wir uns auf vom Nufenen Gebiet via Griesspass nach Ulrichen. Die Sonne scheint uns ins Gesicht und ein neuer Tag lockt. Die Höhenmeter, die wir am Vortag gemacht hatten, werden heute vernichtet. An Seen und Bächen vorbei, durch Wälder und Wiesen immer näher dem Oberwallis. Was jetzt nach lockerem wandern klingt, ist in Wahrheit echtes Rucksack Schleppen. Es ist heiss und irgendwie fühlt es sich nicht an, als ob es vorwärts geht. Bei Rebi drückt der Schuh und auch ich fühle mich ein wenig müde trotz der tollen Übernachtung in der Corno Gries Hütte. Und irgendwann kommen wir doch noch nach Ulrichen. Dem Talboden entlang laufen wir an diesem Tag noch nach Reckingen. Zelt aufbauen. schlafen. Fertig.

Heute kommt die Mutter von Rebi für einen Tag mit und begleitet uns auf der Strecke nach Fiesch. Es ist schön, dass Mutter Tochter Gespann zu zweit in der Natur unterwegs zu sehen. Vom Gipfeli am Morgen, dem feinen Lunch am Mittag und dem viel zu grossen Coupe am Nachmittag erschlagen, gehen wir in unsere Unterkunft, um nach diesen anstrengenden Tagen ein wenig auszuspannen und ohne die schweren Rucksäcke einige Schritte zu tun. Ohne diesen Klotz am Rücken fühlt sich laufen fast wie schweben auf Wolken an.

Am “Ruhetag” machen wir einen Ausflug zum grössten und längsten Gletscher der Alpen, dem “Aletschgletscher”. Seit ich diesen Gletscher als kleiner Junge einmal gesehen habe, hat er sich so extrem verändert, dass es schon fast schmerzt. Er hat seit meinem Besuch damals, geschätzt um die 900m an länge verloren und auch die Breite und Dicke leiden stark unter der Erderwärmung.

Hinauf zum Aussichtspunkt laufen wir heute mal ausnahmsweise nicht und nehmen die Seilbahn. Schon auch sehr praktisch so eine Gondel. Wir geniessen die Aussicht und das Wetter und lassen das erlebte auf dem Trail aufleben und Spassen herum.

Nach einem Tag in Fiesch schnüren wir unsere Schuhe erneut an die Füsse und ziehen weiter. Durch das Saflischtal mit seinen alten, schönen Weilern und Dörfern, der reiche Kulturlandschaft und viel unberührte Natur, schlängelt sich der Pfad hoch hinauf auf den Saflischpass. In Binn haben wir gepokert mit der Wasserversorgung und gedacht das wir unterwegs sicher irgendeinen kleinen Bach finden werde, doch der Plan geht nicht auf. Alle Bäche sind staubtrocken und wir müssen über den Pass bis fast auf Rosswald bevor wir endlich ein Wasserreservoir für die Schneeproduktion für den Winter finden. Belohnt für diesen nicht ganz freiwilligen langen Tag werden wir mit einem der schönsten Sonnenuntergänge der letzten Tage.

Der Rucksack auf dem Rücken, die Sonnenbrille auf und der Schweiss läuft aus allen Poren, als wären wir in der Sauna. Das ist der Weg hoch zum Simplonpass. Ja richtig gelesen der “Simplonpass”, da wo man normalerweise mit dem Auto unterwegs nach Italien ist und sich auf die Gelati und Pizza freut. Ich hätte niemals gedacht das ich mal zu Fuss über den Pass laufen werde und irgendwie fühlt sich das gerade so an, als ob wir die ersten sind die das tun😉

Via Gspon geht es weiter auf unserer letzten Etappe des Alpenpässe Weg, nach Saas Fee. Am Hang entlanglaufend geht es immer weiter hinein ins Saastal und Rebi und ich erreichen auf den Mittag Saas Grund. Dort schmieden wir unsere Relax Tage in Saas Fee und buchen unser Hotel. Hätte uns irgendjemand bei dieser Diskussion zugehört, welches Hotel und für lange wir bleiben wollen, hätte man meinen können es gehe dabei um eine Investition über Hunderttausende von Franken und nicht um zwei Übernachtungen im Hotel.

Bei Fondue und Wildtellern, bei Gipfeli und Kafi, bei Torte und Iced Latte, bei Saunieren und Jacuzzi und der Eisdusche danach, liessen wir unsere Körper zur Ruhe kommen und wir genossen das tolle Leben, das wir haben.

Nach dem Bernina Trek und dem Alpenpässeweg blieben uns noch vier Tage für Ausflüge.

Los geht es mit der Wanderung von Baltschieder aus, durch das Baltschiedertal in die SAC – Hütte Baltschiederklause. Diese Wanderung machen wir mit leichtem Gepäck. Zuerst laufen wir auf dem alten Weg des Niwärchs den Suonen nach über ausgesetzten Holzstegen und schmalen Pfaden in das Tal hinein, wo danach der Weg besser wird. Nach etwas mehr als fünf Stunden erreichen wir die Hütte und werden von Jolanda der Hüttenwartin empfangen. Den Abend geniessen wir bei der atemberaubenden Aussicht. Am nächsten Tag verlassen wir das Tal wieder und nehmen für den Rückweg den Tunnel an der Stelle des Niwärchs.

Rebi hat mit Reinhard und Christian von der Weinschmiede Salgesch einen Termin vereinbart. Wir wollen heute mehr über den Weinanbau im Wallis erfahren und Reinhard nimmt uns ein paar Stunden mit durch sein Reich. Kurz vor neun Uhr sind wir dort und werden herzlich empfangen. Keine halbe Stunde später haben wir das erste Glas Alkohol in der Hand. Wir erfahren alles über Krankheiten und Anbau der Weinreben, deren Herstellung, Probleme und Herausforderungen und die Anbauphilosophie früher und heute. Mit dem Auto geht es in den höher gelegenen Rebberg. Dort zieht er aus einem Versteck eine Flasche Johannisberg und wir geniessen hoch über Salgesch ein zweites Gläschen. Nach mehr als zwei Stunden unterwegs ist es an der Zeit für ein kleines Fleisch und Käseplättchen, begleitet mit Wein natürlich. Wir sitzen gemütlich zusammen und sprechen über Wein und das Leben. Kurz gesagt wir trinken uns leicht einen Rausch an. Später bestellen wir Wein. Diese fällt sagen wir mal grösser aus als erwartet. Doch dieser Wein……. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht und mit leicht kurvigen Schritten verlassen wir Salgesch und gehen noch in Siders beim Weinbaumuseum vorbei. Irgendwo im Walliser Unterholz schlagen wir das Zelt auf.

Heute ist der letzte Tag von unseren fünf Wochen Trekking in der Schweiz. Von Sierre laufen wir zum Abschluss noch nach Sion. Mit einem Lachenden und einem Weinenden Auge geht es nach Hause. Wir haben als Paar so vieles erlebt, zusammen gemeistert und sind riesig an den täglichen Aufgaben draussen gewachsen. Wir haben die schönen Sonnenuntergänge genossen, die heftigen Winde in Olivone überstanden und so manchen Pass überquert.

“Das Pässe wandern ist eine eigene Disziplin mit einem eigenen Publikum. Es sind nicht die Berggänger, die den distanzierten Rundblick vom Gipfelpunkt her suchen oder die Bestätigung, den Berg «gemacht» zu haben. Es sind Wanderer, die sich von Neugierde getrieben die Pässe, Furggeln oder Bocchette hinaufwinden. Denn jedes Pässchen birgt das Geheimnis des Unbekannten auf der anderen Seite”

Zuhause angekommen haben wir an Pius und Margreth, die lieben Hausverleiher ein Päckli mit Berner Spezialitäten nach Vals geschickt. Danke vielmals für das Vertrauen in uns und an den Glauben ans Gute in den Menschen. Merci!

Domi, Sommer 2020