Rumänien, LKWs und viele Fragen

So langsam grooven wir uns im Fahrradalltag ein und werden von Tag zu Tag entspannter. Haben wir also das Gefühl, doch so wirklich klappen, will es in Rumänien nicht. Das Fahren auf den überfüllten Hauptstrassen, spezielle Begegnungen und viele Hunde regen uns zum Nachdenken an.

Nach der letzten Nacht in Ungarn, bei der alles ein wenig drunter und drüber lief, fahren wir also über die Grenze nach Rumänien. Meine Vorstellung über das Land und die Leute sind leider geprägt von Vorurteilen und mit dieser komischen Begegnung in der Nacht ist der Start so holprig wie noch in keinem Land. Von der Grenze aus fahren wir in Richtung Arad. Die ersten Kilometer sind immer aufregend. Da sich die Sprache verändert, die Leute anders gekleidet sind und die Mentalität wir so nicht kennen.

Und da saust schon der erste Lastwagen nahe an mir vorbei. Oder besser gesagt ein wenig zu nahe für meinen Geschmack. Eigentlich nichts neues aber in einer Stunde überholen uns so viele LKW`s, dass wir froh sind, wenn sie uns auf der Strasse lassen. Auf dem Land kommt es uns so vor, als würden die Rumänen gerne unser Velo, direkt stehlen, wenn wir es noch nicht einmal abgestellt haben. Und ja ich verstehe das auch ein wenig. Uns hat ja niemand gesagt, dass wir in Ihrem Land Fahrradfahren müssen und sie derweil kaum genug zu Essen haben. Diese Erkenntnis regt uns richtig intensiv zu denken an.

Nach einigen Tagen und verschiedensten Situationen, versuchen wir mit aller Kraft das alles zu verstehen. Warum sind die Leute so unfreundlich? Warum will uns jeder abzocken? Warum redet niemand mit uns? Warum haben wir so ein richtig schlechtes Gefühl und Vertrauen in die Leute? Wie sehen die Einheimischen ihr Land? Sind sie stolz auf Rumänien? Was treibt sie an? Braucht wirklich jeder einen drei Meter hohen Gartenzaun und etliche Überwachungskameras? All diese Fragen habe wir uns gestellt und eigentlich bis heute kaum Antworten gekriegt. Denn sich mit Ihnen zu Unterhalten ist irgendwie nicht so richtig möglich. Unser Fazit zu Rumänien deshalb auch ein wenig negativ behaftet. Und die Vorurteile konnte zumindest ich nicht ablegen.

Immer weiter geht es mit dem Fahrrad in die Karpaten. Hier macht sich dann allgemein der Tourismus bemerkbar. Es ist bergig und hat sehr viel Wald und einige Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Bran (Dracula). Die kleinen Bergdörfer sind schön, die Hügel und Felsen und die Weiten lassen uns staunen. In Bukarest angekommen, bin ich erleichtert und erstaunt zugleich. Erleichtert weil Rumänien schon bald durchfahren ist und erstaunt, weil die Stadt von der uns niemand gutes erzählt hat, für mich seine volle Schönheit zeigt und richtig lebendig und entwickelt ist.

Nach allen eher nicht so schönen Erlebnissen, in Rumänien dann trotzdem noch ein glückliches Ende. Was aber bleibt sind meine Fragen, die wohl unbeantwortet bleiben werden. Jetzt ist die Vorfreude auf Bulgarien riesig. Sind wir gespannt was wir alles erleben werden und bitte liebe Bulgaren seid etwas netter und entspannter zu uns, denn wir tun normalerweise keiner Fliege etwas.

Domi Mai 2022