Die Probevelotour in Schweden geht los

Die ersten Tage auf dem Tourenvelo mit der Freundin zusammen. Alles neu und anders und trotzdem will der Kopf und der Körper vieles aus der früheren Reise adaptieren. Wie sich das anfühlt und was man so erlebt.

Als Rebi und ich über die vielen Reisedestinationen und Länder philosophieren, werde ich ein wenig wehmütig. Gefühlt lange ist es her seit ich von der Weltreise mit meinem besten Freund Mättu nach Hause gekommen bin. Überladen habe ich mehr als ein Jahr gebraucht alles erlebte zu verarbeiten und gefühlte tausend Mal habe ich all die Fotos der Reise durchgeschaut und die Flashbacks haben mich immer wieder eingeholt. Und noch heute denke ich gerne über die Reise nach. Dabei kommt immer wieder der Wunsch erneut aufzubrechen. Zu meinem grössten Glück, will Rebi auch die fernen Länder und Kulturen entdecken. So entsteht in vielen Diskussionen die Idee vom Reisen zu zweit. Für uns ist schnell klar, dass eine Probetour für Rebi und mich das beste ist um mal hineinzufühlen wie das als Paar so funktioniert.
Da ich im Sommer schon wieder in Schweden arbeite bietet es sich an die Versuchstour in Skandinavien zu starten. Gesagt getan. Wir haben einiges an Material einzukaufen. Vom Wandern in der Schweiz ist ein Grundstock vorhanden, trotzdem sind noch einige Sachen zu organisieren und einzukaufen. Dazu gehört z.B. eine Softshelljacke. Regenüberschuhe, besserer Windschutz und das allerwichtigste das Tourenrad für Rebi. Im Frühling während Corona einfacher gesagt als getan. Viele Telefonate und Mails später sieht es tatsächlich so aus, als würde noch ein Trek 520 in die Schweiz geliefert werden. Die Geometrie und Grösse wird eruiert und die Anzahlung getätigt.

Einige Wochen später, dann die schlechte Nachricht. Die Lieferung verzögert sich in den Winter. Na super. Das ist viel zu spät für unsere Probetour. Rebi wechselt auf den eins grösseren Rahmen. Nun sollte es klappen. Zwei Tage bevor ich mit dem Auto nach Schweden losfahre, können wir das Stahlrad dann doch noch abholen. Noch kurz die zusätzlichen Komponenten montieren und schon geht die lange Autofahrt los.

In Schweden angekommen, arbeite ich noch fünf Wochen am Gästehaus meiner Eltern, bevor die Tour losgeht. Bei warmen Temperaturen machen wir die Ausrüstung bereit. Ausgelegt ist das ziemlich viel Zeugs. Bewusst nehmen wir einige Sachen mehr mit, um herauszufinden was genau wir benötigen und was nicht.

Und nun geht die Tour los. Von Kilafors aus fahren wir immer in Richtung Norden. Wir steigen auf die Räder und kaum losgefahren, habe ich das erste Flashback. Das Rad gleich schwer wie beim Start der letzten Reise und der Körper weiss sofort was jetzt kommt. Die ersten Tage wehrt er sich noch dagegen an und merkt dann auch, dass der Wiederstand zwecklos ist.
Man kann sehr viel aus der Erfahrung adaptieren was das Fahrradfahren angeht, doch muss ich aufpassen, damit ich Rebi genug Freiraum gebe und Ihre Erfahrungen selber machen lasse. Weiter müssen wir uns beide ans Radfahren gewöhnen. Mit der Freundin auf dem Rad ist auch für mich einen komplett neue Erfahrung. Fahrradfahren ist eine ausdauernde Reiseart, nicht nur für den Körper, nein auch für den Kopf. Weiter kommen technische Facetten dazu. Ich fühle mich auf dem Rad so wohl, ich habe Zeit zum Nachdenken, ich bin Draussen an der frischen Luft und das alles darf ich mit meiner Partnerin erleben, es gibt für mich nichts schöneres.

Domi, August 2021